Wulf Beleites: Ein Nachruf

Peter Gutzeit

„Nu isser hinne“, hat unser Genosse Wulf Beleites schon mal über Menschen gesagt, die das Zeitliche gesegnet hatten. Nun ist er „hinne“. Er ist weg. Seit dem 10.11.18 fehlt er Eimsbüttel. Für immer. Schwer zu begreifen, dass das Leben doch nur endlich ist und diese Erkenntnis in einem selbst mit zunehmenden Alter immer stärker reift.

 

Wulf, dem antidogmatischen und antiautoritären Linken, begegnete ich schon in jungen Jahren. Im Stadtteil Eimsbüttel. Er in einer linken Liste, ich in einer linken Partei. Über unsere Kinder waren wir dann später gemeinsamen in der KTH (heute KITA) - Bewegung. Dort lernten wir, unsere politischen Kämpfe für mehr Kindergartenplätze zu artikulieren und zu führen. Einen 6 Meter hohen Weihnachtsbaum mit hunderten Wunschzetteln inklusive dazugehörigen Schnullern, stellten wir der SPD als „Weihnachtsgeschenk“ im Innenhof des Rathauses.

Unvergesslich auch die Aktion „Hunde an die Leine, Scheiße auf die Schippe“, nach dem Tod von Volkan, einem von einem Pitbull getöteten Kind, in Wilhelmsburg. 20 TV-Teams drängelten sich um eine, mit Fähnchen markierte, Tretmine auf der Kaifu-Wiese, direkt neben der dortigen KITA. Dort wuchs auch in ihm die Erkenntnis, dass mit wenigen Mitteln eine hohe Aufmerksamkeit erzeugt werden kann.

In den 90er Jahren war er eine große Stütze für das Stadtmagazin „HH19“, das er mit Artikeln und Ratschlägen tatkräftig unterstützte. In dieser Zeit schaffte er auch sein „Lebenswerk“ die nur aus einem Umschlag bestehenden Zeitung,  „Kot & Köter“.

Mit diesem tingelte er durch alle deutschen TV-Talkshows als angeblich Deutschlands gemeinster Hundehasser. Mit einem Pappumschlag, den er bei „HH19“ kopierte… In seinem Buch „Kot & Köter – Das Buch für alle Hundehasser“ enthüllte er später die Scheinheiligkeit der Sender, denen es nur um Einschaltquoten ging.

So lautete auch sein letztes Projekt, das als Croundfunding finanziert wurde.

Wie es kommen musste, trafen wir uns dann, nach zahlreichen politischen Enttäuschungen, bei den GRÜNEN wieder. Bis zu deren befürworteten Eintritt Deutschlands in den Jugoslawienkrieg. Wir traten aus – und wieder ein - in die WASG und fanden uns wenig später in der Partei „DIE LINKE“ wieder.

In der Anfangsphase machten wir unsere eigene Wohngebietsgruppe auf: „extra-links“. Abgeleitet von seiner langjährigen Arbeit als extra 3 - Redakteur, bei der er so unvergessene Beiträge, wie die Hafenstraße-Farbattacke auf die Polizei (1994), Buchtwacht oder ähnlichen Themen geschaffen hatte.

Zeitgleich war er Chefredakteur, der von dieser Gruppe herausgegebenen Internetzeitung „Eims-Net“.  Immerhin führte dieses Blättchen zur Umwidmung der sogenannten Turnerhakenkreuze am Gebäude des Eimsbütteler Turnvereins (ETV).

Später übernahm er die Redaktion vom „EMIL“, einer Zeitschrift der Linksfraktion Eimsbüttel.

Unvergessen aber auch seine ganz private Mallorca-Aktion, bei der er mit leerem Koffer morgens hin und abends mit einem Koffer voller Zigaretten zurückflog. Weil er seine Tabaksucht, ca. 100 Zigaretten täglich, kaum noch finanzieren konnte. Ich wünsche ihm an seinem jetzigen Aufenthaltsort einen Kiosk mit Roth-Händle sowie guten französischen Rotwein.

Peter Gutzeit, Eimsbüttel