Rede | VKSG, Streik der Beschäftigten der KITA-Servicegesellschaft, Bezirksversammlung Eimsbüttel

Zaklin Nastic

Zaklin Nastic,
Solidaritäts-Rede zum Streik der VKSG-Beschäftigten in der Bezirksversammlung Eimsbüttel am 25.02.2016

Geehrtes Präsidium, meine Damen und Herren,
rund 755 HausarbeiterInnen sorgen in über 180 Kitas der Elbkinder in Hamburg und auch bei uns in Eimsbüttel, (Schnelsen, Niendorf, Eidelstedt, und weiteren Stadtteilen) dafür, dass ca. 22.000 Kinder täglich gutes Essen bekommen.

Die Frauen - und ich sage hier ausdrücklich Frauen, da es sich überwiegend um Frauen handelt - der Vereinigung Kita Service Gesellschaft (VKSG) streiken seit Wochen immer wieder für ihre berechtigten Forderungen nach anständiger Bezahlung ihrer Tätigkeit.

Die VKSG-Frauen wurden im Jahre 2005 von der Elbkinder - Vereinigung Hamburger Kinder-tagesstätten gGmbH (Elbkinder) in die Tochtergesellschaft VKSG ausgegliedert und erhalten seit dem 30% weniger Gehalt als ihre Kolleginnen, die bei den Elbkindern verblieben sind.

Die Frauen fordern 250 Euro, also nichts anderes als den gleichen Lohn für ihre Arbeit wie die Kolleginnen bei den Elbkindern!

Die Beschäftigten eines öffentlichen Unternehmens der Freien und Hansestadt Hamburg fordern nichts anderes als eben nicht für Armutslöhne zu arbeiten und faire Löhne für ihre anspruchsvollen Tätigkeiten im Kita-Bereich.

Die VKSG zeigt exemplarisch auf, unter welch bestürzenden Armutslöhnen und Bedingungen in einem städtischen Unternehmen gearbeitet werden muß, weil nicht die angemessenen Rahmenbedingungen und eine ausreichende Finanzierung der Träger sichergestellt sind. Von den über 750 Beschäftigten müssen 550 in Teilzeit der Arbeit nachgehen. Sachgrundlose Befristungen, prekäre Beschäftigung in Teilzeit bis zu 25 Stunden, führen zu Zweitjobs oder nötigen die Beschäftigten in den Gang zum Jobcenter. Nach dem Arbeitsleben folgt die trostlose Perspektive der Altersarmut für die Hauswirt-schafterinnen.

Die Situation bei der VKSG sieht wie folgt aus: Vor 10 Jahren haben die Beschäftigten durch die Ausgliederung bis zu 30 % Lohneinbußen hinnehmen müssen. 454 von 650 Hauswirtschafterinnen liegen mit ihrem Einkommen unter der Armutsgefährdungsgrenze von 917 Euro. Viele müssen einem Zweit- oder Dritt–Job nachgehen. Rund 95 Mitarbeiterinnen sind befristet beschäftigt, davon 35 sachgrundlos. Die Hauswirtschafterinnen bei der VKSG kommen mit ihren Einkommen auf 87% des Lohns ihrer Kolleginnen bei den Elbkindern. Das ist ungerecht und sollte seitens der Stadt schleunigst korrigiert werden. Dazu sollten wir die Stadt mit unseren bescheidenen Möglichkeiten auffordern.

Ich möchte hierbei daran erinnern, dass der rot-grüne Senat sich im Koalitionsvertrag der Zielsetzung „Gute Arbeit“ verpflichtet hat. Im SPD Wahlprogramm steht zum Beispiel auch, dass die Arbeit fair bezahlt und nicht krank machend sein sollte - sachgrundlose Befristung so weit wie möglich reduziert wird und die Stadt Vorbild sein muß.

Meine Damen und Herren, Vorbild sein heißt, mit gutem Beispiel voran zu gehen,
in diesem Fall ist die Stadt alles andere als ein Vorbild.
Ich hoffe die Mitglieder der Eimsbütteler SPD und der Koalition fühlen sich den Wahlversprechen ihrer Parteien verbunden und fühlen sich verpflichtet, den Bürgerinnen Eimsbüttels eine gute Beschäftigung in unserem Bezirk zuteil werden zu lassen. Die jetzigen Arbeitsbedingungen der VKSG-Frauen stehen diametral zu ihren Wahlversprechungen und dem Koalitionsvertrag.

Dabei erfüllen die Hauswirtschafterinnen wichtige und anspruchsvolle Aufgaben für die frühkindliche Gesundheitsförderung. Tag für Tag sorgen sie dafür, dass die Kinder in den Kitas eine vollwertige und gesunde Mahlzeit nach den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung erhalten. 2011 wurde ihnen von Bundesministerin Ilse Aigner sogar das Zerti-fikat „Fit Kid“ verliehen. Das Siegel dokumentiert: „Hier geht es meinem Kind besonders gut, hier stimmt die Ernährung.“ Die VKSG-Beschäftigten leisten eine bedeutende Arbeit und haben eine weitaus höhere Wertschätzung verdient.

Inzwischen sollen sich die verhandelnden Tarifparteien annähern. Nach den Verhandlungen der letzten Woche soll das neue Angebot nun 40 Cent für das Jahr 2016 und 17 Cent für 2017 betragen. Das meine Damen und Herren ist eine Annäherung, aber nur ein minimaler Schritt für gute Arbeitsbedingungen und zu dem Prinzip des gleichen Lohn für gleiche Arbeit.

Wir erachten es als wichtig, dass die Forderung nach Aufwertung von Sozialberufen immer wieder ins öffentliche aber auch in das Gedächtnis der Stadt gerufen werden muss.

In Anbetracht dessen, dass wir bald auch den 8. März, den Internationalen Frauentag begehen, sollten wir uns auch in Erinnerung rufen, daß prekäre Beschäftigung, Niedriglöhne und Altersarmut, Frauen in besonderem Ausmaß treffen. Frauen leisten unentbehrliche Aufgaben in unserer Gesellschaft, sie verdienen im Durchschnitt aber trotzdem deutlich weniger als Männer. Der Senat muss die Sachkostenpauschalen im Landesrahmenvertrag so erhöhen, dass die Hausarbeiterinnen und Hauswirtschafterinnen von ihrer Arbeit leben können.

Wir sollten als Stadt und Bezirk Eimsbüttel uns für faire Bezahlung einsetzen, insbesondere, wenn es um stadteigene Arbeitsplätze geht. Tarifautonomie ist ein hohes Gut in unserer Verfassung! Staatlich produzierte Armut und Altersarmut ist jedoch unverantwortlich!

Zaklin Nastic (Fraktion DIE LINKE. in der Bezirksversammlung Eimsbuettel)

Diese Solidaritäts-Rede zum "Streik der VKSG-Beschäftigten (Vereinigung KITA Service Gesellschaft (VKSG) im Bezirk Eimsbuettel) von Zaklin Nastic hier als Download-PDF" erhalten Sie hier als Download-PDF.

Den Antrag zur "Situation der Beschäftigten der Vereinigung KITA Service Gesellschaft (VKSG) im Bezirk Eimsbuettel von Zaklin Nastic" erhalten Sie hier als Download-PDF.