Ein linkes Volksfest wird fast 40

Neues Deutschland / Eimsbüttler Wochenblatt

Presseberichte über das Methfesselfest. Zitiert wird im ND unser Fraktionsvorsitzender Hartmut Obens. Zusätzlich können Sie hier noch den Bericht aus dem Eimsbüttler Wochenblatt downloaden.

Pressebericht über das Methfesselfest im ND. Zitiert wird unser Fraktionsvorsitzender Hartmut Obens. Zusätzlich können Sie unten den Bericht im Eimsbüttler Wochenblatt downloaden.

Drei Tage lang wird in Hamburg-Eimsbüttel gerockt, diskutiert und gefeiert

Von Reinhard Schwarz, Hamburg

Es ist auf den ersten Blick eine große Drei-Tage-Party mit viel Musik und internationalen kulinarischen Genüssen. Doch nirgendwo präsentieren sich so viele unterschiedliche politisch linke Gruppen, Parteien und Initiativen wie auf dem Methfesselfest im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel.

»Mit Vergnügen Position beziehen!« - So lautete das Motto des diesjährigen Methfesselfestes in Hamburg-Eimsbüttel. Die Drei-Tage-Party im Herzen des Stadtteils im Nordwesten der Hansestadt ist eine der wenigen nicht-kommerziellen und zudem explizit politischen Veranstaltungen in der an Events nicht gerade armen Hansestadt.

Traditionell ist es ein linkes Fest, auf dem sich zahlreiche Initiativen und Parteien wie DIE LINKE, die DKP, die Kommunistische Plattform Clara Zetkin, aber auch die Sozialistische Jugend - Die Falken, die Jungsozialisten, der Hamburger Flüchtlingsfonds, Solidaritätsgruppen wie »Cuba Si«, eine Arbeitsgemeinschaft der LINKEN, sowie Trotzkisten präsentieren. Auch das »Neue Deutschland« sowie die Zeitung der DKP, die »UZ - Unsere Zeit«, waren mit je einem Stand vertreten. Informationen gab es von der Gruppe »Noya«, die auf die Verschwendung von Lebensmitteln hinwies, indem sie Speisen anbot, die aus Gemüse und Obst zubereitet waren. Sie waren von Supermärkten gespendet, sonst auf dem Müll gelandet wären. Wer mochte, konnte sich auch über die Arbeit des Deutschen Freidenker-Verbandes informieren, der für die Rechte von Atheisten streitet.

Von Freitag bis Sonntag gab es für die Besucher ein umfangreiches Programm mit Rock und Pop, politischen Liedern wie etwa von Kai Degenhardt, der eigene und Songs seines kürzlich verstorbenen Vater Franz Josef spielte. Auch für die kleinen Besucher hatten die Veranstalter gesorgt. Kids konnten sich schminken lassen, sich bei einem Handpuppenspiel aus Mexiko amüsieren oder bei der Rockband »Radau!« (»garantiert blockflötenfrei«) Party machen.

Doch wer sind eigentlich die Veranstalter des Methfesselfestes? Die Geschichte der Veranstaltung seit 1974 zeigt, dass diese keine Selbstverständlichkeit ist und jedes Jahr neu auf die Beine gestellt werden muss. Entscheidend sei dabei die überparteiliche Vorbereitungsgruppe, erläuterte Wolfgang Mix, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit: »Das ganze Fest hängt vom Engagement der Leute ab. Im Frühjahr zum 1. Mai starten wir unseren Aufruf an die Initiativen und Parteien. Es macht viel Arbeit, aber es macht auch ein Stück süchtig.«

Es ist nicht ganz einfach, die Geschichte des Methfesselfestes zu rekonstruieren. Laut Hartmut Obens, Fraktionschef der LINKEN in der Bezirksversammlung Eimsbüttel, ist das Methfesselfest eng verbunden mit der Entwicklung der Hamburger Linken in den 70er Jahren. »Das Fest wurde 1974 gegründet und hat sich durch alles Wenden hinweg erhalten.« Erhalten wohl, aber es gab auch scharfe Brüche, schildert Wolfgang Mix: »Bis 1989 war es ein reines Fest der DKP, Mitte der 90er Jahre wurde es wieder belebt als linkes Straßenfest.« Noch vor ein paar Jahren stand das Fest fast vor dem Aus, weil die älteren Organisatoren nicht mehr wollten, doch dann fanden sich Jüngere, die die Tradition fortführten - mit Erfolg.

Mix zufolge sei die Veranstaltung »für die heutige linke Szene ganz wichtig. Kürzlich sagte jemand zu mir: ›Die Leute sind inzwischen so individualisiert, dass sie sich gar nicht mehr treffen.‹ Aber auf dem Methfesselfest trifft man Leute, die man manchmal das ganze Jahr nicht gesehen hat«. Ähnlich bewertet auch Hartmut Obens die Veranstaltung mit ihrem nicht-kommerziellen und zudem internationalistischen Charakter: »Sie hat große Bedeutung als linkes Volksfest und ist damit einzigartig in Hamburg.«